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sábado, 1 de septiembre de 2018

Uppsala



Por: Felicitas T. Cappella

Meine Oma, eine achtundsiebzigjährige junge Frau, erzählt immer die gleiche alte Geschichte: als ihre Eltern in Schweden wohnten.

Ich höre sie ganz geduldig zu, und nie habe ich ihr gesagt, dass sie sie schon tausendmal erzählt hat.

Die Märchen sind für mich schon vorbei, das weiß ich genau, aber trotzdem bin ich für sie, dieses kleine Mädchen, das die Erzählungen und Abenteuer der Vergangenheit liebt.

Ich besuche sie sonntags und sie bäckt –speziell für mich- Lussenkatter und Pepperkakor mit viel Zimt, dann trinken wir starken, warmen Tee mit Milch und ein bisschen Honig.

Während wir uns unterhalten, sehen wir auch Fotos: alte komische Fotos, gelbe Fotos, Schwarzweiß-Fotos, kleine Fotos und verwischene Fotos, auf denen alle Gesichter ganz gleich sind: Gespenstergesichter. Immerhin weiß meine Oma, wer wer ist, wie sie waren und wie alt sie auf den Fotos sind.

Immer diese weißen Gesichter mit hellen Augen: mal grün, mal blau, mal grau. Immer diese blonden Haare, kurz bei den Männern, lang, sehr lang bei den Frauen.

Ach, meine Oma erinnert sich an jedes Detail, darum sehe ich Farben auf Schwarzweiß-Fotos. Ich kann auch schon die Birken, Linden und Kiefer sehen, während sie über die schönen Landschaften erzählt – Landschaften, an die sie sich deutlich erinnert: Berge, Linden, Birken...

Aber auf einem Foto habe ich gesehen:

Im Vordergrund: ein Mann, eine Frau und vier hübsche Kinder, die traurige helle Augen hatten – ob blau oder grün, wer weiß es. Meine Urgroßmutter war die kleinste.

Schnee, irgenwo Schnee.

Im Hintergrund: Traurige Häuser mit traurigen Fenstern ohne Vorhänge. Die Gläser der Fenster waren getrübt; eine alte Frau, die schon fast nicht laufen konnte, zeichnete mit ihren Fingern traurige menschliche Figuren. Kinderzeichnungen.

Schnee, irgendwo Schnee.

Auf einem anderen Foto habe ich gesehen:

Im Vordergrund: ein Mann, eine Frau und fünf hübsche Kinder, die Knaben hatten kurze blonde Haare, die Mädchen aber lange blonde Haare. Das kleinste lebt noch heute.

Schnee, irgendwo Schnee.

Im Hintergrund: traurige Häuser mit traurigen Fenstern mit Vorhängen, die Gläser der Fenster waren getrübt, niemand zeichnete Kinderzeichnungen...